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Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 begann für die Marinefliegerkräfte des Deutschen Kaiserreichs eine neue Ära militärischer Luftfahrt. Bereits 1913 hatte die Kaiserliche Marine mit einer Kabinettsorder die ersten eigenen Fliegerkräfte aufgestellt: eine Luftschifferabteilung in Berlin-Johannisthal und eine kleine Gruppe von Seeflugzeugen in Putzig. Kurz vor Kriegsbeginn verfügte die Marine lediglich über etwa 20 brauchbare Seeflugzeuge; durch die Beschlagnahmung ziviler Maschinen konnten am Tag der Mobilmachung weitere 15 Flugzeuge bereitgestellt werden. Insgesamt standen nur rund 30 ausgebildete Seefliegeroffiziere zur Verfügung.

Organisation und Stationen

Die Marineflieger unterstanden dem Reichsmarineamt und waren organisatorisch von den Luftstreitkräften des Heeres getrennt. Zentrale Stützpunkte waren der Seefliegerhorst Kiel-Holtenau sowie weitere Land- und Seeflugstationen, etwa in Wilhelmshaven, Flensburg, Nordholz und Tondern. In Flandern wurden zudem Stationen in Ostende, Zeebrügge und anderen Orten eingerichtet, um den Seekrieg im Ärmelkanal und in der Nordsee zu unterstützen.

Einsatzspektrum und Aufgaben

Die Aufgaben der Marineflieger waren vielfältig:

  • Luftaufklärung: Überwachung feindlicher Schiffsbewegungen, Minensuche und Aufklärung über See und Küstengebiete.
  • Bombenangriffe: Angriffe auf feindliche Häfen, Schiffe und Infrastruktur, insbesondere durch Marineluftschiffe (Zeppeline), die auch England bombardierten.
  • Bekämpfung von U-Booten: Erstmals gelang es 1915, ein feindliches U-Boot aus der Luft zu zerstören.
  • Jagd- und Abwehrflüge: Schutz eigener Seestreitkräfte vor feindlichen Bombern und Luftschiffen.

Die Marine setzte neben Flugzeugen auch Marineluftschiffe ein, die für weiträumige Aufklärung und strategische Bombenangriffe, etwa auf London und andere britische Städte, genutzt wurden. Die Luftschiffe lieferten zudem wertvolle Informationen über feindliche Flottenbewegungen.

Technik und Entwicklung

Der technische Fortschritt war rasant: Anfangs standen nur wenige und technisch einfache Seeflugzeuge zur Verfügung, bis Kriegsende wurden zahlreiche Typen entwickelt und eingesetzt. Die Flugzeuge konnten auf dem Wasser landen und wurden von umgebauten Dampfern, sogenannten Flugzeugmutterschiffen, aus eingesetzt. Auch Katapultstarts von Schiffen wurden erprobt.

Bedeutung und Nachwirkung

Die Marineflieger trugen wesentlich zur Entwicklung des modernen Luftkriegs bei, insbesondere durch die Kombination von See- und Luftstreitkräften. Ihre Erfolge bei Aufklärung und Bombardierung zwangen die Alliierten, eigene Luftabwehrmaßnahmen und Flugzeugträger zu entwickeln. Am Ende des Krieges existierten über 40 See- und Landflugstationen der Marine, doch mit dem Versailler Vertrag wurde Deutschland 1919 jede militärische Luftfahrt verboten.

Die Erfahrungen der deutschen Marineflieger im Ersten Weltkrieg prägten die Entwicklung der Marinefliegerei weltweit und legten den Grundstein für spätere Innovationen wie Flugzeugträger und seegestützte Luftoperationen.