Als Marineflieger bezeichnet man die zu den Seestreitkräften eines Landes gehörenden Fliegerkräfte.
Sie können mit trägergestützten Flugzeugen und Hubschraubern ausgerüstet sein, die von Schiffen oder Flugplätzen an Land für Marineaufgaben eingesetzt werden.
Auch Luftschiffe gehörten einst zum Arsenal von Marinefliegern.
Die bekanntesten Marineflieger sind die von Flugzeugträgern aus operierenden Kräfte.
Marineflieger in Deutschland
1913–1945
Mit Kabinettsorder (AKO) vom 3. Mai 1913 wurden die ersten Marinefliegerkräfte der Kaiserlichen Marine aufgestellt. Es handelte sich um eine Luftschifferabteilung in Berlin-Johannisthal und eine Gruppe von Flugzeugen in Putzig, Hinterpommern.
Kurz vor Kriegsausbruch 1914 besaß die Kaiserliche Marine nur etwa 20 brauchbare Seeflugzeuge. Am Tage der Mobilmachung konnte man weitere 15 zivile Maschinen auf einem Seeflugwettbewerb beschlagnahmen. Es gab dreißig ausgebildete Seefliegeroffiziere. Die Zentrale Flugstation war schon bei Kriegsausbruch der Seefliegerhorst Kiel-Holtenau. Marineluftschiffe griffen im Ersten Weltkrieg England mit Bomben an und lieferten wichtige Luftaufklärungsergebnisse für die Marine. In der Ostsee wurden zu Flugzeugmutterschiffen umgebaute Dampfer eingesetzt, um die Baltische Küste mit Flugzeugen anzugreifen.
Während der Weimarer Republik besaß die Reichsmarine offiziell keine Marineflieger, weil der Versailler Vertrag Deutschland den Besitz von Militärflugzeugen untersagte. Gleichwohl gab es geheime Projekte und Tarnorganisationen wie die zusammen mit der Lufthansa betriebene Seeflug-Versuchsanstalt (SEVERA), in denen die Marinefliegerei weiterbetrieben und fortentwickelt wurde. Mit der Wiederaufrüstung, die 1933 zunächst heimlich, ab 1935 offen einsetzte, wurden auch wieder Seefliegerkräfte aufgestellt. Sie wurden gegen den Widerstand der Marine auf Druck Hermann Görings („Alles was fliegt, gehört mir!“) mit Wirkung vom 27. Januar 1939 Teil der ab 1935 neu aufgestellten Luftwaffe. Dies betraf auch die Bordfliegerstaffel für den in Bau genommenen Flugzeugträger Graf Zeppelin, der jedoch nicht vollendet wurde. Die Luftwaffe betrieb sogar ihre eigenen Katapult- und Schleuderschiffe, mit denen ihre Seeaufklärer gestartet wurden, und Flugsicherungsschiffe, die in Seenot geratene Flugzeugbesatzungen retten und, soweit möglich, deren Flugzeuge bergen sollten.
1956–1990
Bundeswehr
Weil sich die Unterstellung der Marineflieger im Krieg nicht bewährt hatte und die Marine häufig ohne Fliegerunterstützung hatte operieren müssen, erhielt die Bundesmarine ab 1956 wieder eigene Fliegerkräfte. Das Kommando der Marineflieger, später Marinefliegerdivision und Flottille der Marineflieger, war zeitweise das größte Typkommando der Flotte. Es bestand in seiner Hochzeit aus fünf Marinefliegergeschwadern mit bis zu 200 Flugzeugen und Hubschraubern. Ungewöhnlich war der große Anteil von bis zu 121 Jagdbombern der Typen Hawker Sea Hawk Mk 100/101, Lockheed F-104 G Starfighter und Panavia PA200 Tornado. Sie waren für die Bekämpfung von Landungsverbänden des Warschauer Pakts vorgesehen und auf zwei Marinefliegergeschwader in Schleswig-Holstein aufgeteilt.
Hinzu kamen in der Reihenfolge der Indienststellung (in Klammern der Zeitraum der Nutzung bzw. bei derzeit in Nutzung befindlichen Mustern die Anzahl der aktiven Luftfahrzeuge): Hubschrauber Saunders Roe Skeeter (1958–1960), Bristol Sycamore 52 (1960–1965), Sikorsky H-34G (1963–1975), Westland Sea King Mk.41 (21 Stück), Westland Sea Lynx Mk.88A (22 Stück), Seenotrettungsflugzeuge Grumman HU-16D Albatross (1959–1971) und HU-16A Albatross (1968–1971), Seefernaufklärer Fairey Gannet AS Mk 4 (1957–1966), Dassault-Breguet BR 1150 Atlantic (1966–2010) Transport- und Verbindungsflugzeuge Dornier DO 27 (1958–1972), Hunting Percival Pembroke C.54 (1958–1972), Dornier DO 28D-2 Skyservant (1972–1995) und Dornier DO 228 LM (2 Stück).
Nationale Volksarmee
Auch die Volksmarine der DDR besaß Marinefliegerverbände. Deren offizieller Gründungstag ist der 1. Mai 1963, als eine erste, bereits 1959 aufgestellte Hubschrauberkette der Volksmarine unterstellt wurde. Sie bildete den Grundstock für das später aufgestellte Marinehubschraubergeschwader (MHG) 18 mit dem Standort Parow bei Stralsund. Flächenflugzeuge gehörten zunächst nicht zu den Fliegerkräften der Volksmarine. Erst 1988 wurde das Marinefliegergeschwader (MFG) 28 mit dem Standort Laage bei Rostock aufgestellt. Das Geschwader verblieb zunächst im Verband der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und sollte der Marine nur einsatzmäßig unterstellt werden. Erst im Frühjahr 1990 wurde das MFG an die Volksmarine übergeben. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch der Wechsel der Uniformen von den Luftstreitkräften zur Marine.
Seit 1990
Seit der Wiedervereinigung sind die Marinefliegerkräfte stark reduziert worden. Das von der Volksmarine übernommene MFG-28 wurde bereits zum 31. Dezember 1990 aufgelöst und das MHG-18 zum 1. April 1991 in die Marinehubschraubergruppe Parow umorganisiert, und dann Ende 1994 aufgelöst. Bis zum Jahr 2005 wurden alle verbleibenden Jagdbomber an die Luftwaffe abgegeben, und die dazugehörigen Geschwader in den Jahren 1993 (MFG 1) und 2005 (MFG 2) aufgelöst. Die Flottille der Marineflieger wurde zum 30. Juni 2006 außer Dienst gestellt und die verbleibenden zwei Geschwader dem Flottenkommando direkt unterstellt.
Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden alle Marinefliegerkräfte am Standort Nordholz zusammengeführt und das Marinefliegerkommando am 8. Oktober 2012 neu aufgestellt. Das Marinefliegerkommando stellt neben der Einsatzflottille 1 und 2 die Brigadeebene der Marine dar und führt die verbleibenden zwei Geschwader. Diese sind das für die Flächenmaschinen und den Betrieb des Fliegerhorstes zuständige Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“, welches mit acht Seeaufklärern P-3C Orion und zwei Do 228 zur Aufklärung von Seeverschmutzungen ausgerüstet ist, sowie das mit 21 Sea King und 22 Sea Lynx Hubschraubern ausgestattete Marinefliegergeschwader 5, welches den Bordflugbetrieb und die luftgestützte Seenotrettung über Nord- und Ostsee (Search and Rescue) sicherstellt.
Die Marineflieger der Deutschen Marine haben folgende Aufgaben: Westland Sea King Mk.41 Such- und Rettungsdienst Bekämpfung von Überwasserzielen mit Maschinengewehren Transport von Personal und Material Westland Sea Lynx Mk.88A Seeraumüberwachung und Ortung mit Radar und Sonar Bekämpfung von Überwasserzielen mit Flugkörpern und Maschinengewehren Bekämpfung von U-Booten mit Torpedos Transport von Personal und Material Lockheed P-3C Seeraumüberwachung und Ortung mit Radar, elektronischen Aufklärungsgeräten und Sonarbojen Bekämpfung von U-Booten mit Torpedos Dornier Do 228-212 LM/Do 228NG LM Ölüberwachung in Nord- und Ostsee.
Bordhubschrauber
Bordhubschrauber können auch auf Schiffen mitgenommen werden, die sehr viel kleiner sind als ein Flugzeugträger. Sie dienen vor allem folgenden Aufgaben:
- Bekämpfung von U-Booten
- Seeraumüberwachung
- Kampf gegen Seeziele
- Transport
Sie werden von Schiffen wie Kreuzern, Zerstörern und Fregatten mitgeführt. Größere Versorgungsschiffe sind meistens ebenfalls mit Transporthubschraubern ausgestattet.
Zur Durchführung des Flugbetriebs wird neben einem Flugdeck ein Hangar zur Unterbringung und Wartung benötigt.
Kleinere Schiffe können über ein Flugdeck ohne Hangar verfügen. Da dadurch ein gelandeter Hubschrauber auf dem Landefeld verbleiben muss, werden diese Schiffe nur von anderen Schiffen oder von Land aus angeflogen.
Seefernaufklärer
Um weite Seegebiete zu überwachen, werden große Flugzeuge mit langer Flugausdauer eingesetzt.
Eine wichtige Aufgabe dieser Seefernaufklärer (engl. Maritime Patrol Aircraft, MPA) ist die Ortung und Bekämpfung von U-Booten.
Mit weitreichenden elektronischen Sensoren können sie außerdem gegnerische Schiffe erkennen.
Seefernaufklärer können mit Torpedos und Wasserbomben gegen U-Boote und mit Flugkörpern gegen Überwasserschiffe ausgerüstet sein.
Gegenwart und Zukunft:
Ende 2019 wurden die ersten Marinehubschrauber des Typ NH90 NTH "Sea Lion", als Ersatz für die alternden Sea King-Hubschrauber eingeführt.
Mittlerweile wurde der 18. NH90 NTH "Sea Lion" ausgeliefert!
Deutschland bestellt fünf Seefernaufklärer P-8A Poseidon
Mit der P-8 wird auch Deutschland in der Lage sein, bei NATO-Übungen im Nordatlantik und in der Nord- und Ostsee die volle Interoperabilität mit anderen P-8A Betreiberländern zu nutzen. Die P-8A bietet wichtige Fähigkeiten zur Erfüllung der kollektiven Verteidigungsverpflichtungen Deutschlands im Rahmen seiner NATO-Mitgliedschaft und seines Engagements für die Verteidigung und Sicherheit der EU, einschließlich des maritimen Bereichs.