
Neuanfang nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Marinefliegerei zunächst vollständig aufgelöst. Die Alliierten verboten Deutschland jegliche militärische Luftfahrt. Erst mit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 und der Bundesmarine 1956 begann der Wiederaufbau der deutschen Marinefliegerkräfte. Bereits in den Anfangsjahren der Bundeswehr wurden die ersten Marinefliegereinheiten aufgestellt, um die Seestreitkräfte der jungen Bundesrepublik zu unterstützen.
Aufbau und Entwicklung der Marineflieger
Die Marineflieger der Bundesmarine erhielten eigene Geschwader und entwickelten sich zu einer wichtigen Teilstreitkraft. In ihrer Blütezeit umfassten sie bis zu fünf Marinefliegergeschwader mit rund 200 Flugzeugen und Hubschraubern. Besonders auffällig war der hohe Anteil an Jagdbombern wie der Hawker Sea Hawk, dem Lockheed F-104 G Starfighter und später dem Panavia Tornado. Diese Flugzeuge waren vor allem zur Bekämpfung von Landungsverbänden des Warschauer Paktes vorgesehen und wurden auf zwei Geschwader in Schleswig-Holstein verteilt.
Aufgaben der Marineflieger
Die Hauptaufgaben der Marineflieger in der Nachkriegszeit umfassten:
- Seeaufklärung: Überwachung und Ortung von Schiffen und U-Booten mit spezialisierten Flugzeugen und Hubschraubern.
- Bekämpfung von Überwasserzielen: Einsatz von Flugzeugen und Hubschraubern zur Bekämpfung feindlicher Schiffe.
- U-Boot-Bekämpfung: Einsatz von Torpedos und Sonarbojen zur Jagd auf feindliche U-Boote.
- Such- und Rettungsdienst (SAR): Rettung von Schiffbrüchigen und Unterstützung bei Notfällen auf See.
- Transport von Personal und Material: Logistische Unterstützung der Marine durch Lufttransport.
- Überwachung von Seeverschmutzung: Kontrolle der Nord- und Ostsee auf Ölverschmutzungen und andere Umweltgefahren.
Reduzierung und Neuausrichtung nach der Wiedervereinigung
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden die Marinefliegerkräfte massiv reduziert. Einheiten der ehemaligen Volksmarine wurden größtenteils aufgelöst oder in die Bundesmarine integriert. Die Zahl der Geschwader und Flugzeuge wurde deutlich verringert. Bis 2005 wurden alle Jagdbomber an die Luftwaffe abgegeben, die entsprechenden Geschwader aufgelöst und die Flottille der Marineflieger 2006 außer Dienst gestellt.
Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden alle verbliebenen Marinefliegerkräfte am Standort Nordholz zusammengeführt. Seit 2012 existiert das Marinefliegerkommando als Brigadeebene der Marine, das die verbliebenen zwei Geschwader führt:
- Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“: Ausgerüstet mit Seeaufklärern P-3C Orion und Dornier 228 LM.
- Marinefliegergeschwader 5: Betreibt Sea Lynx- und Sea King-Hubschrauber für Bordflugbetrieb, U-Boot-Jagd und Seenotrettung.
Bedeutung und aktuelle Aufgaben
Die deutschen Marineflieger sind heute ein hochspezialisierter Verband, der moderne Luftfahrzeuge für die maritime Aufklärung, U-Boot-Bekämpfung, Seenotrettung und logistische Aufgaben einsetzt. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Seewege, zum Schutz vor Piraterie und zur Überwachung der Umwelt in Nord- und Ostsee. Internationale Einsätze, wie am Horn von Afrika, unterstreichen ihre Bedeutung für die deutsche und europäische Sicherheitspolitik.
Fazit
Die Geschichte der deutschen Marineflieger in der Nachkriegszeit ist geprägt von einem Neuanfang, kontinuierlicher Modernisierung, starker Reduzierung nach der Wiedervereinigung und einer heutigen Fokussierung auf spezialisierte Aufgaben im maritimen Raum. Trotz aller Umbrüche bleiben sie ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Marine