Frühe Entwicklungen und internationale Einflüsse
Bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erkannten verschiedene Nationen die Bedeutung von Luftfahrzeugen für die Seekriegsführung. Während Frankreich, Großbritannien und andere Länder mit Luftschiffen und Flugzeugen experimentierten, blieb Deutschland zunächst zurückhaltend.
Die ersten Schritte: Kaiserliche Marineflieger
Mit Kabinettsorder vom 3. Mai 1913 wurden die ersten deutschen Marineflieger offiziell gegründet. Die Kaiserliche Marine stellte eine Luftschifferabteilung in Berlin-Johannisthal sowie eine Gruppe von Flugzeugen in Putzig auf. Diese Einheiten bildeten den Grundstock der deutschen Marinefliegerkräfte.
- 1913: Offizielle Gründung der Marinefliegerkräfte der Kaiserlichen Marine
- Standorte: Luftschifferabteilung in Berlin-Johannisthal, Flugzeuggruppe in Putzig
- Ausrüstung: Zu Beginn nur wenige brauchbare Seeflugzeuge und einige Luftschiffe
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfügte die Kaiserliche Marine lediglich über etwa 20 brauchbare Seeflugzeuge. Bei Kriegsausbruch konnten weitere zivile Maschinen beschlagnahmt werden, sodass insgesamt rund 35 Flugzeuge zur Verfügung standen. Die Zentrale Flugstation war der Seefliegerhorst Kiel-Holtenau.
Einsatz im Ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs wurden die Marineflieger insbesondere für Aufklärungszwecke, Bombenangriffe mit Marineluftschiffen und zur Unterstützung der Seestreitkräfte eingesetzt. In der Ostsee kamen sogar zu Flugzeugmutterschiffen umgebaute Dampfer zum Einsatz.
Zeit zwischen den Weltkriegen
Nach dem Ersten Weltkrieg untersagte der Versailler Vertrag Deutschland den Besitz von Militärflugzeugen. Offiziell gab es daher keine Marineflieger mehr. Dennoch wurden unter Tarnorganisationen wie der Seeflug-Versuchsanstalt (SEVERA) in Zusammenarbeit mit der Lufthansa geheime Projekte zur Weiterentwicklung der Marinefliegerei betrieben.
Wiederaufbau ab 1935
Mit der Wiederaufrüstung Deutschlands ab 1933 wurden auch die Seefliegerkräfte wieder aufgebaut. Ab 1935 wurden sie jedoch auf Druck Hermann Görings vollständig in die Luftwaffe integriert, was die Eigenständigkeit der Marineflieger beendete.
Fazit
Die Gründung der deutschen Marineflieger erfolgte 1913 als Antwort auf den internationalen Trend zur Nutzung von Luftfahrzeugen in der Marine. Trotz eines schwierigen Starts und zahlreicher Einschränkungen prägten sie die Seekriegsführung im Ersten Weltkrieg maßgeblich. Die wechselvolle Geschichte der Marineflieger, von ihrer Gründung über das Verbot nach dem Versailler Vertrag bis hin zur Integration in die Luftwaffe, spiegelt die politischen und militärischen Umbrüche Deutschlands im 20. Jahrhundert wider.