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Die deutschen Marineflieger im Zweiten Weltkrieg spielten eine deutlich untergeordnete Rolle im Vergleich zu den Seestreitkräften anderer Großmächte, insbesondere der Alliierten. Dies lag vor allem an der organisatorischen Trennung: Die deutschen Marineflieger waren nicht der Kriegsmarine, sondern der Luftwaffe unterstellt, was in der Praxis zu erheblichen Problemen führte.

Organisatorische Struktur und Kompetenzen

  • Marineflieger-Einheiten wurden nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag zunächst stark eingeschränkt und später unter Hermann Göring vollständig in die Luftwaffe integriert.
  • Während des Zweiten Weltkriegs verfügte die Kriegsmarine daher über keine eigenen Flugzeuge. Die wenigen für die Marine bestimmten Fliegerverbände wurden von der Luftwaffe geführt, was zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Oberbefehlshaber der Marine (Raeder) und dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe (Göring) führte.
  • Die Luftwaffe beschränkte die Aufgaben der Marineflieger auf Aufklärung, Geleitschutz und Seenotrettung. Eigene offensive Luftoperationen der Marine waren kaum möglich.

Einsatzgebiete und Flugzeugtypen

  • Die deutschen Marineflieger setzten vor allem Seeaufklärer wie die Heinkel He 115, Junkers Ju 88 und die Blohm & Voss BV 138 ein. Diese Maschinen dienten der Aufklärung, dem Schutz von Konvois und der Seenotrettung.
  • Bordflugzeuge wie die Arado Ar 196 wurden auf größeren Kriegsschiffen wie Schlachtschiffen und Kreuzern zur Aufklärung und Zielmarkierung eingesetzt.
  • Der Einsatz von Lufttorpedos wurde von der Luftwaffe zunächst untersagt, erst ab 1941 konnte die Marine begrenzt auf torpedobewaffnete Flugzeuge zurückgreifen.

Strategische Bedeutung und Probleme

  • Die Marine musste im gesamten Krieg häufig ohne ausreichende Fliegerunterstützung operieren, was die Effektivität der deutschen Seestreitkräfte stark beeinträchtigte.
  • Im Gegensatz zu den Alliierten und insbesondere den USA verfügte Deutschland über keinen einzigen einsatzfähigen Flugzeugträger. Der einzige im Bau befindliche Träger, die „Graf Zeppelin“, wurde nie fertiggestellt.
  • Die fehlende eigene Luftunterstützung wurde besonders bei Operationen wie dem Unternehmen Weserübung (Besetzung Norwegens) und in der Atlantikschlacht spürbar, wo die Marine auf die Zuweisung von Luftwaffenverbänden angewiesen war.

Nachwirkungen

  • Die negativen Erfahrungen mit der Unterstellung der Marineflieger unter die Luftwaffe führten dazu, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Bundesmarine ab 1956 wieder eigene Marinefliegerkräfte aufbaute.

Fazit

Die deutschen Marineflieger im Zweiten Weltkrieg waren organisatorisch und operativ stark eingeschränkt. Die fehlende Eigenständigkeit, das Fehlen von Flugzeugträgern und die Abhängigkeit von der Luftwaffe verhinderten eine wirksame Unterstützung der Kriegsmarine durch eigene Luftstreitkräfte. Im internationalen Vergleich blieb die Rolle der deutschen Marineflieger damit marginal.