Die deutschen Marineflieger blicken auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, die eng mit der Entwicklung der Marine und des Militärflugwesens in Deutschland verbunden ist. Ihre Anfänge reichen bis ins Jahr 1913 zurück, als in der Kaiserlichen Marine die ersten Marinefliegereinheiten aufgestellt wurden. Während des Ersten Weltkriegs setzten sie vor allem Wasserflugzeuge und Zeppeline für Aufklärung und Angriffe ein. Nach dem Krieg untersagte der Versailler Vertrag Deutschland militärische Luftfahrt, doch in der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Seefliegerkräfte wieder aufgebaut und schließlich der Luftwaffe unterstellt.
Mit der Gründung der Bundeswehr 1956 erhielten die Marineflieger erneut einen festen Platz in der deutschen Marine, wobei sie im Kalten Krieg eine wichtige Rolle bei der Überwachung und Verteidigung der Seewege spielten. Nach der Wiedervereinigung wurden die Marinefliegerkräfte stark reduziert, und seit 2005 gibt es keine eigenen Jagdbomber mehr – ihre Aufgaben wurden an die Luftwaffe übergeben. Die Geschichte der deutschen Marineflieger ist geprägt von technischem Fortschritt, politischen Umbrüchen und der ständigen Anpassung an neue sicherheitspolitische Herausforderungen.
Meilensteine der deutschen Marineflieger
Kaiserliche Marine (bis 1918)
1911: Der erste Überseeflug eines deutschen Marineoffiziers gilt als Beginn der deutschen See- und Marinefliegerei.
1913: Offizielle Gründung der Marinefliegerkräfte der Kaiserlichen Marine. Aufbau einer Luftschifferabteilung in Berlin-Johannisthal und einer Flugzeuggruppe in Putzig.
- 1914–1918: Einsatz von Zeppelinen und Seeflugzeugen im Ersten Weltkrieg. Marineflieger liefern wertvolle Aufklärung und führen Angriffe auf Seeziele durch.
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
- 1919–1933: Nach dem Versailler Vertrag keine offiziellen Marineflieger, jedoch geheime Weiterentwicklung der Seefliegerei (z.B. SEVERA).
- 1935: Wiederaufbau der Seefliegerkräfte im Zuge der Aufrüstung. Integration aller Seeflieger in die Luftwaffe auf Befehl Hermann Görings 1939.
- 1939–1945: Einsatz von Bordflugzeugen, Seeaufklärern und Luftschiffen im Zweiten Weltkrieg. Die Marine selbst hat keine eigenen Fliegerkräfte mehr, sondern ist auf die Luftwaffe angewiesen.
Bundesrepublik Deutschland und DDR
- 1956: Gründung der Bundesmarine – Aufbau eigener Marinefliegerkräfte mit eigenem Kommando. Zeitweise existieren bis zu fünf Marinefliegergeschwader mit über 200 Luftfahrzeugen.
- 1960er–1980er: Einsatz von Jagdbombern (u.a. Hawker Sea Hawk, F-104 Starfighter, Tornado) und Seefernaufklärern. Schwerpunkte: U-Boot-Jagd, Seeraumüberwachung, Unterstützung der Flotte.
- DDR: Auch die Volksmarine der DDR unterhält eigene fliegende Kräfte.
Nach der Wiedervereinigung
- 1990: Integration der Marinefliegerkräfte der Volksmarine in die Bundesmarine. Beginn der Reduzierung und Umstrukturierung der Marineflieger.
- 2005: Aufgabe der Jagdbomberrolle. Die Marineflieger konzentrieren sich fortan auf Seefernaufklärung, U-Boot-Jagd und SAR (Search and Rescue).
Moderne Entwicklungen
- 2010er–2020er: Modernisierung der Flotte: Einführung neuer Hubschrauber (z.B. NH90 Sea Lion) und Modernisierung der Seefernaufklärer P-3C Orion.
- Gegenwart: Die Marineflieger sind heute spezialisiert auf Seefernaufklärung, U-Boot-Bekämpfung, SAR und Unterstützung maritimer Operationen.
- Zukunft: Einführung der P8-Poseidon, des NH90 MRFH Sea Tiger und der MQ-9B Sea Guardian.