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Das Marinefliegergeschwader 5 (MFG 5) ist ein Hubschraubergeschwader der Deutschen Marine, das auf dem Fliegerhorst Nordholz beheimatet ist und dem Marinefliegerkommando untersteht.

Das Geschwader ist mit den Hubschraubern vom Typ Sea King und Sea Lynx ausgerüstet und unterhält den SAR-Dienst auf Nord- und Ostsee. Das Trainingszentrum des Geschwaders ist neben der Schulung der eigenen fliegenden Besatzungen auch für das Simulatortraining der portugiesischen Marine verantwortlich, es betreibt hierzu das Joint Lynx Simulator Training Establishment (JLSTE).

Zivile Einsätze des MFG 5

1962SturmflutWestküste
1962/63EiswinterNordfriesische Inseln
1976SturmflutHamburg und Niederelbe
1978/79SchneekatastropheSchleswig-Holstein
1997HochwasserOder
2002HochwasserElbe
2010SchneekatastropheRügen – Hiddensee
2013HochwasserElbe

Am 1. Januar 1958 wurde Fregattenkapitän Heinz Seebens beauftragt einen Marinefliegerverband zur Seenotrettung aufzustellen. Dies erfolgte, da 1956 die Bundesrepublik Deutschland der Internationale Zivilluftfahrtorganisation beigetreten war und damit das Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (Chicagoer Abkommen) akzeptiert hatte. Mit diesem Abkommen war man verpflichtet, einen Rettungsdienst für Luftnotfälle im eigenen Hoheitsgebiet bereitzustellen. Da aber einerseits die für eine Schaffung eines zivilen Rettungsdienstes erforderlichen finanziellen Mittel nicht vorhanden waren und andererseits die gerade gegründete Bundeswehr ohnehin einen solchen Dienst zur Rettung von Besatzungen in Seenot geratener Schiffe einzurichten hatte, entschloss man sich, die Streitkräfte mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Mit dem Aufstellungsbefehl Nr. 73 –Marine– wurde die Marine-Seenotstaffel am 4. Januar 1958 in Kiel-Holtenau aufgestellt und am 1. Juli 1958 offiziell in Dienst gestellt. Dazu standen bereits ab Juni 1958 vier der späteren zehn Hubschrauber vom Typ Bristol Sycamore zur Verfügung sowie Piloten, die zu diesem Zweck in Memmingen ausgebildet worden waren. Ein Jahr später kamen fünf Saunders-Roe Skeeter-Hubschrauber hinzu sowie acht Propellerverbindungsflugzeuge Pembroke und vierzehn Do 27A und B. Damit war gleichzeitig eine Umbenennung in Marine-Dienst- und Seenotgruppe notwendig, die zu diesem Zeitpunkt aus Gruppenstab, Technischer Staffel und Horststaffel bestand. Für den Flugbetrieb stand dem Geschwader neben dem eigenen Hubschrauberlandeplatz (Standort) die Landebahn des Flughafens Kiel zur Verfügung. Die Helikopter bildeten die 1. und die Flächenflugzeuge die 2. Fliegende Staffel.

Zum 1. Oktober wurde die Gruppe in Marine-Dienst- und Seenotgeschwader umbenannt, inzwischen gab es auch die Flugbetriebsstaffel und die Sanitäts- und Nachschubstaffel, im Jahr darauf kam noch die Staffel für Kraftfahrzeuge, Wartung und Elektronik hinzu. Daneben wurde der Flugplatz Westerland auf Sylt von den Briten geräumt, so dass dort die erste Außenstelle des Geschwaders eröffnet werden konnte.

1963 wurde das Geschwader mit neuen Hubschraubern vom Typ Sikorsky S-58 (H-34) verstärkt und es bekam seinen heutigen Namen Marinefliegergeschwader 5. Die erste Staffel des MFG 4, das die U-Boot-Jagd zur Aufgabe hatte, war ebenfalls in Kiel stationiert und dem MFG 5 administrativ und technisch unterstellt. Auf Borkum wurde 1964 die zweite Außenstelle an der Nordsee eingerichtet.

Zur Sicherung des Fliegerhorstes wurde dem Geschwader eine „Bodendienstverteidigungsstaffel“ zur Verfügung gestellt, die seit Einführung der FK 20 nun Marinesicherungskompanie hieß. Anfang der 1970er Jahre wurden die Flugzeuge Albatros im Rettungs- und Pembroke im Transportdienst ausgemustert und durch Flugzeuge vom Typ Do 28 D-2 Skyservant ersetzt. Als 1975 der letzte Sikorsky H 34-Hubschrauber ins Deutsche Museum in München überführt wurde, übernahm der Sea King Mk.41 den Such- und Rettungsdienst.

Dornier Do-28 Skyservant des MFG 5. (Quelle: Wikipedia)

1986 kamen weitere Aufgaben hinzu. Zwei Flugzeuge vom Typ DO 28 OU wurden mit Sensoren ausgestattet, die Ölverschmutzungen erkennen können. Damit werden seitdem auf Nord- und Ostsee Schiffe identifiziert, die ihr Altöl illegal auf hoher See entsorgen. 1991 wurde die Do 228 in Dienst gestellt. Im September 1994 wurde der Flugbetrieb mit der Do 28 in Kiel-Holtenau ein- und die 2. Fliegende Staffel außer Dienst gestellt. Die beiden Do 28 OU und die Do 228 LM wurden an das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ abgegeben.

Unfälle

DatumTypKennungVorfall
14. Juni 1964H-23SC+285Absturz aus 20 m, ein Toter
16. Mär. 1967H-34WE+522westl. von Amrum, vier Tote
7. Sep. 1968H-34WE+576Nordsee westl. von Sylt
18. Juli 1969Mk.4189+58aus 10 m, Flugplatz Westerland
11. Jan. 1982Mk.4189+58beim Testflug, Segelfluggelände
Große Höhe bei Delmenhorst
12. Mär. 1987Mk.4189+55zu hart aufgesetzt
wegen eingefrorenem Hauptservo
17. Nov. 1998Mk.4189+59beim Transport über der Nordsee
aus Sicherheitsgründen abgeworfen

Im Jahr 2009 waren einundzwanzig Sikorsky Sea King SAR-Hubschrauber in Dienst; das MFG 5 wurde von insgesamt eintausend Soldaten und Zivilbeschäftigten betrieben.

Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde beschlossen, das MFG 5 von Kiel nach Nordholzzu verlegen. Der Umzug begann im Juni 2012 und wurde im November 2012 abgeschlossen. Am 22. August 2012 fand anlässlich des Umzugs ein Abschiedsempfang auf dem Marinefliegerhorst Kiel-Holtenau statt.Das „Fly-Out“ aus Kiel wurde am 6. November 2012 durchgeführt.

Am 28. März 2013 verabschiedeten sich die Marineflieger mit der Übergabe des Schlüssels und der Bundesdienstflagge endgültig vom Standort Kiel-Holtenau. Seitdem plant die Stadt Kiel auf dem etwa 92 Hektar großen Sanierungsgebiet einen neuen Stadtteil.

In Nordholz angekommen wechselte die dort zuvor dem MFG unterstellte Bordhubschrauberstaffel 3./MFG 3 zum MFG 5.

Seit dem Jahr 2015 wird eine EC 135 zur Pilotenschulung genutzt. Diese zivile Maschine wird durch die DL Helicopter GmbH zur Verfügung gestellt, welche auch die Wartung übernimmt. Dies ermöglicht es jungen Marinefliegern, mit jährlich circa 800 Flugstunden fliegerische Erfahrung im maritimen Umfeld zu sammeln, bevor die Ausbildung auf dem jeweiligen Waffensystem fortgesetzt wird.

Ab Herbst 2019 soll der seit Mitte der 1970er im Einsatz befindliche Sea King durch achtzehn Maschinen des Typs NH90 NTH Sea Lion ersetzt werden.

Nach Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung lag im ersten Halbjahr 2016 die Einsatzbereitschaft der Sea Lynx bei 22 Prozent (4–5 Maschinen), die der Sea King bei 29 Prozent (6 Maschinen).

Weiterführende Links:

Quelle: Wikipedia